Oft wurde ich gefragt, ob der Anfang in Japan schwer für mich war. Das kann ich nur verneinen. Es war ein Abenteuer, nicht immer ein Zuckerschlecken, aber ich empfand es nicht als Realität des Lebens, als Alltag. Es war eine Ausnahmesituation. Irgendwann wurde es aber zum Alltag. Kochen, Waschen, Bügeln gehörte genauso dazu wie einkaufen und der Verzicht auf deutsche Medien. Ich konnte kein Japanisch. Das erste Wort, das ich in Deutschland gelernt hatte, war „moshi-moshi“. So meldet man sich am Telefon. Ich hatte reichlich Gelegenheit, es zu benutzen, denn mein Mann bekam oft Anrufe aus der Uni. Mit moshi-moshi war dann allerdings, vor allem in den ersten Wochen, Schluss der Verständigung. In dieser Zeit rief ein älterer Kollege meines Mannes an und ich konnte ihn genauso wenig mit einer Auskunft bedienen wie mit den von ihm erwarteten Höflichkeitsfloskeln. Darüber beschwerte er sich am nächsten Tag bei meinem Mann. „Was hätte ich denn sagen sollen?“ fragte ich. „Nun,“antwortete er, „in diesem Fall sagt man: Itsumo osewa ni natte orimasu. Das heißt ungefähr: vielen Dank dass Sie sich immer gut kümmern.“ „Woher hätte ich denn wissen sollen dass er jemand ist, der sich um dich kümmert? Und warum spricht er als Deutschlehrer nicht Deutsch mit mir?“ der Einwand schien mir berechtigt.
Mit dem Satz habe ich mir Anfangs fast die Zunge abgebrochen, aber ich habe ihn gelernt. Nur: ich habe mich immer geweigert ihn anzuwenden. Nicht ein einziges Mal.